SDG1: Armut beenden

 

E SDG goals icons-individual-rgb-01Im Jahr 2017 zählten etwa 760 Mio. Menschen zu dem Anteil der unter der Armutsgrenze lebt. Als arm gilt laut UN, wer ein Einkommen hat, das unter 1,90 US-Dollar pro Tag liegt.
Nicht ohne Grund steht die Beseitigung der Armut, in all ihren Formen und überall, an erster Stelle der Agenda 2030. So stellt die Beendigung von Armut eine der größten Herausforderungen der heutigen Zeit dar, die sich auf alle Bereiche des Lebens auswirkt. Die Globalisierung vergrößert einerseits die Schere zwischen Arm und Reich, und andererseits verstärken wir durch unsere Lebens- und Wirtschaftsweise die Armut im Globalen Süden.

bolsa familia                  Foto: Pedro Revillion/Palácio Piratini

 

Bolsa Família: Armutsbekämpfung in Brasilien

Die Bolsa Família (dt. Familienstipendium), 2003 unter dem damaligen Präsidenten Brasiliens, Lula da Silva (PT), eingeführt, stellt das größte Sozialprogramm in Südamerika zur Bekämpfung von Armut dar. Empfänger*innen des Programmes erhalten monatlich etwa 163 Reais, umgerechnet sind das etwa 38 Euro. Damit liegt ihr monatliches Einkommen bereits über der von der UN festgelegten Armutsgrenze. Der Erhalt dieser Leistung ist jedoch an Bedingungen geknüpft, die den Ausweg aus der Armut auch auf anderen Ebenen ermöglichen soll. So müssen die Kinder von Empfänger*innen geimpft werden, die Gesundheitsversorgung generell in Anspruch nehmen und der Schulbesuch muss nachgewiesen werden . Etwa 48 Mio. Brasilianer*innen, d.h. ein Viertel der Bevölkerung, empfangen momentan diese staatliche Unterstützung und bereits 36 Mio. Brasilianer*innen konnten so aus der extremen Armut befreit werden. Abgesehen von der Tatsache, dass Bolsa Família Menschen in Armut zu einem Leben in Würde verhilft, zeigen sich auch auf lange Sicht weitere positive Auswirkungen. Die Armut stellt für die meisten Menschen einen Teufelskreis dar, dem schwierig zu entkommen ist. Durch eine staatliche Unterstützung können jedoch Bildungschancen gesteigert und Bildungsgrade erlangt werden, die dann zu einem sozialen Aufstieg verhelfen. Langfristig wird somit vielen Familien geholfen der Armut zu entweichen. Des Weiteren konnte bereits nachgewiesen werden, dass durch Bolsa Família die Armutskriminalität in Brasilien gesunken ist, sowie die Quote der Schulabbrecher und der Fehlstunden zurückging.

Von rechten und konservativen Stimmen wurde das Programm oftmals als ineffektiv und zu teuer kritisiert. Dabei machen die Ausgaben für das Bolsa Família gerade einmal 0,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes aus. Unter dem jetzigen konservativen Präsidenten Temer ist zu befürchten, dass die zuvor eingeführten Sozialprogramme eingestellt werden. Mehr als 1,1 Mio. Empfänger*innen wurden bereits unter der Interimsregierung Temers  von dem Programm ausgeschlossen, scheinbar aufgrund falscher Angaben. Diese eingeschränkten staatlichen Sozialhilfen, sowie eine steigende Arbeitslosigkeit aufgrund der derzeit schlechten Wirtschaftslage Brasiliens führen dazu, dass erneut viele Menschen unter die Armutsgrenze zurückfallen. Des weiteren versucht Temer mit seinem Programm Uma Ponte para o Futuro (dt. Brücke in die Zukunft) die öffentliche Daseinsvorsorge langfristig drastisch zu reduzieren. Neben der Abschaffung von Bolsa Família sollen unter anderem auch die Rentenansprüche gesenkt werden. Folglich wären 25 Jahre, und nicht wie bisher 15 Jahre, Beitragszahlungen nötig um überhaupt eine staatliche Rente im Alter zu erlangen. Auch das früheste Rentenbeitrittsalter würde demnach auf 65 Jahre hochgesetzt werden. Ausgenommen von diesen Regelungen wäre das Militär. Mehr als fragwürdig bleibt warum. Unumstritten hätte die arme Bevölkerung am meisten zu leiden unter dieser Reform. Für Menschen, die im informellen Sektor tätig sind, Hausfrauen* und Landarbeiter*innen ist es bereits jetzt beinahe unmöglich Beiträge in die Sozialversicherung einzubezahlen. Die Stimmenabgabe im Kongress steht nun aus (Stand März 2018). Bisher hat die Regierung jedoch noch nicht die nötige Mehrheit der Abgeordneten hinter sich.
Mithilfe des Programms Bolsa Famiíia erreichte Brasilien bereits 2015 das wichtigste UN-Milleniumentwicklungsziel: die Unterernährungsquote zu halbieren. Offen bleibt, ob Bolsa Família auch weiterhin dazu beitragen wird das SDG „ Armut beenden“ bis 2030 zu erzielen.

Quellen:

https://amerika21.de/analyse/174233/brasilien-arbeiten-tod

https://amerika21.de/2015/10/135090/bolsa-familia

http://www.blickpunkt-lateinamerika.de/news-details/article/543000-familien-verlieren-sozialhilfe.html?no_cache=1&cHash=55e0860fef281bd1f41420d15363d6db

http://www.blickpunkt-lateinamerika.de/news-details/article/starker-anstieg-der-armut.html?no_cache=1&cHash=e26d51eb236ea47adde6e0b0596036e8

https://amerika21.de/2018/02/195663/militaerintervention-rio-de-janeiro-brasilien

http://nachhaltig-entwickeln.dgvn.de/agenda-2030-sdgs/ziele-fuer-nachhaltige-entwicklung/sdg1-keine-armut/

http://www.bmz.de/de/ministerium/ziele/2030_agenda/17_ziele/ziel_001_armut/index.html