Gewalt von oben – Alternativen von unten – wie geht es weiter in Nicaragua?
Fotos: Informationsbüro Nicaragua
Podiumsveranstaltung mit Elba Rivera, Ökologin und Mitglied im Grupo Cocibolca, Nicaragua, Matthias Schindler, Nicaragua-Aktivist aus Hamburg
und Maria Suarez, Vorsitzende der Städtepartnerschaft Köln-Corinto/el Realejo e.V.
Mi., 16.01.19 - 19:30 Uhr, Allerweltshaus e.V., Körnerstrasse 77-79, 50823 Köln | Großer Saal
Mit Übersetzung | Eintritt auf Spendenbasis
Riesige Waldbrände im Regenwald des Naturreservats Indio Maíz waren Auslöser für ökologische und soziale Proteste, gewaltsame Auseinandersetzungen und staatliche Repressionen, die sich seit April über ganz Nicaragua verbreitet hatten. Die Regierung ermutigte immer mehr Siedler von der Pazifikseite, das Land indigener Völker inmitten der geschützten Naturreservate in Besitz zu nehmen. Entgegen dem vermeintlichen Anspruch, die Naturreservate im tropischen Regenwald an der Atlantikküste zu schützen, weigerte sie sich, internationale Hilfe für die Löscharbeiten aus den Nachbarländern anzunehmen, und trug dadurch zur weiteren Vernichtung bei. Bereits das Projekt des ca. 140 km langen interozeanischen Kanals durch den Nicaraguasee hat die betroffenen Campesino-Familien in den vergangenen 6 Jahren dazu gebracht, ihre Fincas gegen das Eindringen der chinesischen Landvermesser und Lizenznehmer zu verteidigen. Während der Revolution in den 1980er Jahren hatten sie dieses Land in der Agrarreform erhalten. Heute wird es ihnen wieder weggenommen. Großflächige Abholzungen trocknen Flüsse aus; ganze Dörfer werden verlassen. Der globale Klimawandel kommt verschärfend hinzu.
Referent*innen:
Elba Rivera hat in über 30 Jahren einige nachhaltige und langfristige Projekte im tropischen Feuchtregenwald aufgebaut. Sie studierte u.a. Pädagogik und Politik und hat in Nueva Guinea die erste Montessori-Schule Nicaraguas gegründet, in der Kinder von Bauernfamilien zu kritischem Denken, Übernahme von Verantwortung und interdisziplinärem Lernen und Arbeiten anregt werden. Als Pionierin des ökologischen Landbaus in der Region konnte sie zusammen mit lokalen Unterstützern hunderten Campesinos nachhaltige Methoden des ökologischen Landbaus für die Klimazone des feuchten Regenwaldes vermitteln und sie auch bei der Vermarktung ihrer Produkte unterstützen. Elba Rivera vertritt die nicaraguanischen Umweltorganisationen auf der Weltklimakonferenz in Kattowitz (Polen) im Dezember 2018 und bezieht Stellung gegen die klimaschädliche Regierungspolitik Nicaraguas.
Matthias Schindler hat als langjähriger Nicaragua-Aktivist – u.a. Mitbegründer der Städtepartnerschaft Hamburg-Leon – die Hintergründe zur aktuellen Lage in Nicaragua untersucht. Die Proteste in Nicaragua haben deutlich gemacht, dass große Teile der Bevölkerung nicht mehr bereit sind, die Machtusurpation und die Einschränkungen der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit länger zu ertragen. Schindler setzt sich kritisch mit den Argumenten der letzten Ortega-Unterstützer auseinander: Was ist übrig vom Sandinismus und der FSLN? Ist in Nicaragua ein familiengeführtes Terrorregime entstanden?
Auf der Veranstaltung diskutieren wir auch darüber, welche Schlussfolgerungen wir für mögliche kommunale Partnerschaften ziehen können.
Die Veranstaltung war mit ca. 90 Gästen sehr gut besucht. Der Austausch und die Diskussion im Anschluss war ein wichtiger Schritt, um mit NGO´s, Vereinen und der Ansprechpartnerin im Referat für internatinale Angelegenheiten der Stadt Köln, vertreten durch Johanna Pulheim, in Austausch zu kommen und zukünftige Handlunsgweisen kritisch zu hinterfragen.
Für den Spendenaufruf vom Informationsbüro Nicaragua e.V. kamen an dem Abend 223 €uro zusammen. Vielen Dank für die solidarische Unterstützung! Mehr zum Spendenaufruf "Anti-Repression" erfahrt ihr hier!
Den Bericht zur Veranstaltung könnt ihr hier nachlesen.
Eine Kooperationsveranstaltung mit: Informationsbüro Nicaragua e.V. Wuppertal, Städtepartnerschaftsverein Köln Corinto/El Realejo e.V. , ISO und dem Allerweltshausprojekt Lateinamerika: global – nachhaltig.